Kreativer Werdegang:
Als Vorschulkind war ein Berufswunsch von mir Malerin.
Als ich im 2. Schuljahr war, kaufte sich meine Mutter eine neue Pfaff 362 Automatic Nähmaschine. Ich erinnere mich, wie ich interessiert daneben saß, als sie meiner Mutter zuhause an unserem Küchentisch vorgeführt und erklärt wurde (stopfen von Wäsche, grade und geschwungene Monogramme freihand sticken, Knopfloch nähen etc.). Das war Anfang 1964.
Als ich im 3. Schuljahr häkeln gelernt hatte, probierte ich selber mit zwei Häkelnadeln aus, wie stricken geht. Es wurde ein Pullunder für den Teddy meines großen Bruders und als ich später richtig stricken lernte, fand ich heraus, dass ich verschränkt gestrickt hatte. Ich stellte für meine Lieblingspuppe eine komplette Kleidungsausstattung in den verschiedensten Techniken her und häkelte und strickte auch für mich selber nach eigenen Entwürfen.
Als 16jährige nähte ich mir zum ersten Mal zwei Blusen mit Dackelohrenkragen (war damals Mode!) nach Schnittmuster auf der Nähmaschine.
Mit 18 wollte ich Lehrerin werden, u. a. für Textilgestaltung, doch um der eigenen Kinder willen, brach ich das Studium nach ein paar Jahren ab.
Es folgte eine längere Familienzeit, die durch Krankheit überschattet war, aber die Freude an allen kreativen textilen Techniken blieb ungebrochen.
Als unsere Kinder flügge wurden, stürzte ich mich zuerst aufs Töpfern, dann wurde ich mit dem Patchworkvirus infiziert und 2008 kam noch das Maschinensticken mit der Vision von Pfaff dazu. Um selber eigene Stickdateien erstellen zu können, kaufte ich die große Software von Pfaff mit den entsprechenden Upgrades alle 2 Jahre, was auch ein gutes Training für die grauen Zellen war bzw. ist.
Anfang 2015 wurde bei mir ein Clivus-Meningeom diagnostiziert. Das ist ein meist gutartiger Hirnhauttumor, der aber am Hirnstamm saß und ins Kleinhirn drängte, also in einem Bereich, wo sehr wichtige Nervenstränge und Schaltstellen für alle Körperfunktionen zuhause sind. Er konnte – GOTT sei Dank – durch eine OP vollständig entfernt werden.
Mein Mann und ich waren sehr froh, dass unsere Gemeinde und viele andere in dieser Zeit treu für uns gebetet und auch praktische Hilfe geleistet haben.
Ich überstand die sechsstündige Operation relativ gut, konnte bald wieder aufstehen und mir sogar selber einen Zopf machen. Die vorhandenen Ausfälle schienen vorübergehend und zu bewältigen zu sein.
Doch dann, noch während des Krankenhausaufenthaltes, kamen ein Krampfanfall, Nackensteifigkeit mit Verdacht auf Hirnhautentzündung und zwei leichte Schlaganfälle dazu, in jeder Gehirnhälfte einer, fast symmetrisch. Da konnte ich fast nichts mehr und landete wieder in der Intensivstation.
Zu den Folgeerscheinungen gehörten Lähmungen verschiedenster Art, der Ausfall eines Stimmbandes, nicht mehr Schlucken können, starkes Schielen eines Auges mit Sehen von Doppelbildern, Ausfall des linken Gehörs und manches andere.
Damit begann eine lange intensive Zeit in Frühreha und Reha und mit anschließenden häuslichen Therapien, in der ich manches langsam, anderes erstaunlich schnell wieder lernen durfte.
Es gibt zwar immer noch etliche körperliche Einschränkungen, die Logopädie und Physiotherapie werden wohl ein Leben lang erforderlich sein, doch das ist nicht vergleichbar mit dem schlimmen Zustand, in dem ich damals war. Viele Menschen, die mich so erlebt haben, sagen, es sei ein Wunder, dass ich davon soweit genesen bin. Dreimal hatten die Ärzte meinem Mann gesagt, es sei ungewiss, ob ich durchkomme.
Doch heute kann ich wieder sehr viel selbst bewältigen und bin froh und dankbar dafür. Dazu gehört auch, dass ich wieder mit Sticksoftware und Nähmaschine schöne Textilien gestalten und verschenken kann.
Heute wechseln sich bei mir das Nähen von Kleidung, das Gestalten von textilen Wandquilts und das Nähen von Geschenken zu besonderen Anlässen (Silberhochzeit, runde Geburtstage, Konfirmation etc.) ab. Sehr gerne benutze ich dabei Maschinenstickereien, die ich selbst designt habe. Das können Konfirmationssprüche sein, die ich erst in QR-Codes und dann weiter in Kreuzstichstickereien verwandelt habe, oder Fotos, die mit Bildbearbeitungs- und Sticksoftware maschinenstickbar gemacht wurden. Das dauert zwar ziemlich lange, aber ich liebe diese Herausforderungen und freue mich, wenn es gelingt, und ich jemandem damit ein ganz persönliches Geschenk machen kann.
Am meisten Freude macht es mir, wenn ich meinen Glauben an Jesus durch kunsthandwerkliche Arbeiten ausdrücken kann, denn er ist mein Lebensgrund.